sweets processing 1-2/2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Digitale Verpackungstage: Der Kreislauf nimmt Fahrt auf

Die Digitalen Verpackungstage des Deutschen Verpackungsinstituts e. V. (dvi) vermittelten den Teilnehmern unter anderem Einblicke und Best-Practice-Informationen zu Nachhaltigkeit und Mehrwert durch Digitalisierung. Ausführlich behandelt wurde auch das Thema Biokunststoffe.


Das Netzwerk der Verpackungswirtschaft traf sich kürzlich im Rahmen der 31. Dresdner Verpackungstagung, die auch in diesem Jahr in ihrer virtuellen Form als Digitale Verpackungstage stattfand. Führende Vertreter aus Wirtschaft, Forschung, NGOs und Start-ups beleuchteten beim großen Jahresabschlusstreffen der Branche die aktuelle Situation rund um die Kreislaufwirtschaft der Verpackung, brachten Einblicke zu Recycling und Rezyklat-Einsatz und stellten innovative Wege zu noch mehr Nachhaltigkeit und dem Einsatz digitaler Technologien vor.

„Anders denken spielt derzeit eine große Rolle“, begrüßte dvi-Geschäftsführer Winfried Batzke die Teilnehmer der Digitalen Verpackungstage. „Es geht um Verkehr ohne Emissionen, Essen ohne Fleisch und Verpackung ohne Abfall. Wie wir einen Kreislauf ohne Ecken und Kanten für die Verpackung umsetzen können, wo wir aktuell stehen und welche Wege zum Ziel führen, dies thematisieren wir in den kommenden zwei Tagen.“

Am ersten Tag schlug die Tagung den großen Bogen. Die Teilnehmer erfuhren von Top-Experten des Instituts Cyclos, der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister, der Digital-Plattform Cirplus, dem WWF und der Compo GmbH, wie es aktuell um das Recycling in Deutschland steht. Außerdem erfuhren sie, welche Verfahren welche Vor- und Nachteile bringen, wie der regulatorische Weg in die Zukunft aussieht, wie man sich trotz massiven Nachfrageschubs qualitativ hochwertiges Rezyklat sichern kann, und wie sich die unterschiedlichen Rezyklate in der Praxis schlagen.

In der Diskussionsrunde, die den ersten Tag abschloss, ging es unter anderem um sogenannte Biokunststoffe. Nach Auskunft von Laura Griestop, Manager Sustainable Business and Markets des WWF Deutschland, ist die wichtigste Aufgabe, die Kunststoffkreisläufe zu schließen: „Wenn die Herkunft der Rohstoffe gut ist, also ohne Monokulturen und Düngereinsatz auskommt, machen Biokunststoffe durchaus Sinn.“

Gundula Rachut, Vorstand Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister, legte beim Thema Biokunststoffe Wert auf eine gute Differenzierung: „Drop-in-Kunststoffe, die direkt in die gelbe Tonne wandern können, sind auch aus Biokunststoff möglich. In dem Fall sind sie recycelbar und aus meiner Sicht gut. Aber es bleibt die Problematik, woher der Rohstoff kommt, und wie sein Fußabdruck ist.“ Bedenken müsse man auch, dass „Bioabbau“ in Deutschland schwierig sei. In Frankreich und Italien sei dies aufgrund anderer Verfahren und Abbauzeiten eventuell besser. „Insgesamt ist dies eine schwierige Situation für gesamteuropäische Hersteller, die alle Märkte bedienen wollen oder müssen.“

Am zweiten Tag führte die Tagung ihre Teilnehmer dann stärker in konkrete Lösungen und Best Practice. Top-Experten, Wissenschaftler und Gründer von HelloFresh, Vytal, Metsä Board, EPL, CCL Label und Haepsi zeigten Innovationen für Mehrweg, erfolgreiches Design for Recycling, Mehrwert, Convenience und Nachhaltigkeit durch Digitalisierung, umweltfreundliche Lösungen für Etiketten und Laminattuben sowie preisgekrönte Take-away-Lösungen.

Ein spannendes Highlight des zweiten Tages war der Vortrag von Dr. Arne Roth, Leiter Innovationsfeld nachhaltige katalytische Prozesse des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB). Er zeigte Beispiele für die Synthese von Ethylenoxid aus CO2 und Wasser unter Verwendung erneuerbarer Energie. Dabei wird CO2 zu Ethylen und Wasser zu Wasserstoffperoxid umgewandelt. In einem elektrochemischen Prozess entsteht daraus dann Ethylenoxid und Ethylenglykol.

Nach Meinung von Dr. Roth eröffnet die Kombination industrieller Biotechnologie mit PtX (Power-to-X – Speicherung und Nutzung von Stromüberschüssen aus erneuerbaren Energien) reichhaltige, CO2-neutrale und skalierbare Möglichkeiten der Synthetisierung für Polymere, Kunststoffe und Verpackungsmaterialien: „Wir sollten CO2 als Rohstoff begreifen und nicht verteufeln.“ Sein Fazit: „Die konventionelle Produktion von Polymeren basiert auf fossilen Rohstoffen. Gleichzeitig gibt es biobasierte Rohstoffe aus nachwachsenden Quellen. Allerdings brauchen wir dafür Biomasse, die wir oft anderweitig benötigen, zum Beispiel für Lebensmittel. Eine Lösung könnte sein, den Blickwinkel zu weiten. Nachhaltigkeit ist nicht immer und nicht zwingend biogen. Ausgehend von CO2, Wasser und erneuerbaren Energien können wir hier nachhaltige Alternativen schaffen.“

Nach Ansicht von dvi-Geschäftsführer Winfried Batzke wurde auf der Tagung erneut klar, „dass die Kreislaufwirtschaft sicherlich nicht an der Verpackung scheitern wird. Im Gegenteil: Unsere Branche ist Pionier. Die Unternehmen innovieren mit extrem hoher Schlagzahl und Qualität.“

Auf der von der Gerhard Schubert Verpackungsmaschinen GmbH, der Messe FachPack sowie Metsä Board unterstützten Tagung gab der finnische Sponsor den Teilnehmern in einer Live-Schalte Einblicke in sein Excellence Centre in Äänekoski. Dieses beinhaltet ein Design-Studio, es werden Verpackungsprototypen hergestellt sowie an Digitaldruck und Intelligenten Verpackungen gearbeitet. Neben einem Virtual Store gibt es ein F&E-Labor, das über 100 Testmethoden fahren kann. Außerdem werden im Excellence Centre Verpackungen simuliert, analysiert und im Vorführraum ausgestellt. In Co-Creation-Workshops werden gemeinsam mit den Kunden existierende Verpackungen optimiert, neue Verpackungen gestaltet oder an neuen Materialien und Lösungen unter Einbeziehung hochmoderner Verfahren gearbeitet.

Das dvi bietet auf seiner Webseite verpackung.org einen ausführlichen Tagungsbericht mit Überblick und Kernaussagen zu jedem der Vorträge und den Fokusthemen.

 

http://www.verpackungstagung.de


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