Das ZLV-Verpackungssymposium 2025 in Kempten war mit rund 160 Besucherinnen und Besuchern sowie knapp 40 Sponsoren und Ausstellern ein voller Erfolg und unterstrich erneut die Relevanz dieser Branchenplattform für aktuelle Herausforderungen und innovative Ansätze in der Verpackungswelt. Vor dem Hintergrund der wohl alles verändernden PPWR und des Hypes um Papier und Karton diskutierten die Teilnehmer aus der Kunststoffbranche die Herausforderungen und Möglichkeiten für Folien & Co.
Von Alfons Strohmaier
Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Kempten hat sich im Bereich der Lebensmittel und Verpackungstechnologie seit Jahren einen hervorragenden Ruf erworben. Sie vermittelt den Studiereden einerseits die neuesten Erkenntnisse der Verfahrenstechnik und Prozessindustrie, andererseits rücken Themen wie Nachhaltigkeit, notwendige Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft der Materialien, insbesondere in der Verpackung, immer stärker in den Fokus. Dies verdeutlichte auch das diesjährige ZLV-Ver-packungssymposium, das am 11. und 12. September an der Hochschule stattfand.
Faszinierende Keynote-Vorträge am Anfang und Ende der Veranstaltung rahmten die Ausführungen ein, wobei in einzelnen Sessions im kleineren Rahmen in zwei Sälen viele praktische Themen behandelten. Nach der Begrüßung durch Thomas Lux, Managing Director des ZLV Zentrum für Lebensmittel und Verpackungstechnologie e. V., und Prof. Dr. Markus Prem verdeutlichte Dr. Markus Contzen von der H&Z Unternehmensberatung die geopolitischen Risiken, denen die europäischen Maschinenbauer ausgesetzt sind. Angesichts von weltweit unberechenbaren Handelskonflikten, und dies nicht nur auf Zollebene, müssten sich die Firmen dringend neue Strategien überlegen, um die Markterschließung zu sichern und ihre Lieferketten widerstandsfähiger zu machen.
Am Ende des Symposiums appellierte dann Christoph Waldau von Berndt+Partner Creality ebenso eindringlich an die Verantwortlichen, angesichts der bevorstehenden Regulationen durch die Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) der EU nicht in Untätigkeit zu verfallen, sondern einen klaren Plan zu entwickeln, kleine Schritte zu gehen und dazu alle Unternehmensbereiche einzubinden. „Papier-Dokus reichen nicht mehr“, mahnte Waldau. Denn künftig werde Verpackung nicht nur gestaltet; es müsse auch ihre Konformität nachgewiesen werden. Vor dem Hintergrund, dass das PPWR eine detaillierte Materialaufschlüsselung bis auf die Ebene einzelner Schichten und Lacke fordert, werde die digitale Spezifikation von Verpackungen zur Pflicht. Denn nur digitale Systeme ermöglichen die notwendige Transparenz auf Knopfdruck. „Wer Verpackung noch analog denkt und zu spät digitalisiert, wird bald nicht mehr mitspielen“, lautete das Resümee des Consultants..
Ein besonders starkes Echo im Auditorium fand der Beitrag von Michael Martin, Commercial Director Food beim Folienhersteller Wipak Walsrode. Er zeigte in seinem Vortrag deutlich auf, wo die Branche aktuell steht, welche Aufgaben sich daraus ergeben und welche Entwicklungen notwendig sind, um den globalen Veränderungen nachhaltig begegnen zu können. Verpackungsmaterialien sollten möglichst einfacher werden, fordert die Politik am besten nur noch Monomaterialien. Doch die Dokumentation sowie die Datenverfügbarkeit und Datensicherheit werden immer komplexer. „Compliance made easy?”, so die eher rhetorische Frage von Martin – und sein Antwort war eindeutig: ein klares „Nein”.
Eine Fülle von Projekten und Lösungen aus Praxis, Forschung und Wissenschaft konnten die Teilnehmer in den einzelnen Fachvorträgen erleben. So demonstrierte beispielsweise Lena Lembach, Senior Specialist Packaging Development bei der Unternehmensgruppe Theo Müller, den Einsatz von Rezyklat im Joghurtbecher und wie die Kreislaufwirtschaft technisch bereits heute umsetzbar ist.
Das Symposium zeichnete sich auch 2025 durch die entspannte Atmosphäre und den starken Willen der Branche aus, die Herausforderungen der Zeit aktiv anzupacken: Nachhaltigkeit, Einsatz von Rezyklaten und Verpackungsreduzierung gemäß der PPWR wurden sowohl in insgesamt 20 Fachvorträgen als auch in den Gesprächen der Teilnehmenden engagiert diskutiert. Die Referenten kamen dabei aus dem FMCG-Bereich, dem Maschinenbau und vor allem von Firmen für Verpackungsmaterialien sowie deren Zulieferer und Dienstleister im Bereich Barrierebeschichtung oder Ultraschalltechnik.
Spannende Entwicklungen aus der Forschung ergänzten das qualitativ hervorragende Programm. Für die Organisatoren um Thomas Lux war der wachsende Anteil des Branchennachwuchses besonders erfreulich: Studierende und junge Professionals nutzten die Gelegenheit intensiv für Dialog und Vernetzung. Insbesondere die hervorragend besuchte Abendveranstaltung in der Fasshalle gab den Teilnehmern Zeit zum weiteren Netzwerken.
Der diesjährige Förderpreis des ZLV für die beste Bachelor-Arbeit im Studiengang Lebensmittel und Verpackungstechnologie der Hochschule Kempten ging an Lena Sauter für ihre Untersuchungen zur Bestimmung der Sorptionsisotherme von Dattelsüße. Peter Stober, Vorstandsvorsitzender des ZLV, hob in seiner Laudatio den hohen Innovationsgehalt sowie die praktische Umsetzbarkeit der Untersuchung hervor.
Die Hochschule Kempten war erneut Partner und Veranstaltungsort. Die Studiengänge und das KLEVERTEC-Kompetenzzentrum für Lebensmittel und Verpackungstechnologie wurden vorgestellt und unterstrichen die Grundlagen und die Bedeutung der gemeinsamen Arbeit für die Entwicklung der Branche. Weitere offizielle Partner waren BASF, Herrmann Ultraschall und Wipak. Die enge Verzahnung von Wissenschaft und Industrie zeigt die Bedeutung strategischer Kooperationen für den Fortschritt der Branche. „Gemeinsam gelingt der Wandel”, sagte Thomas Lux. Angesichts der immensen Herausforderungen der Zukunft habe die Veranstaltung gezeigt, dass der Wille zur Veränderung und die Expertise vorhanden sind, um die Verpackungswelt aktiv nachhaltiger zu gestalten nicht zuletzt durch den starken Zusammenhalt von Industrie, Wissenschaft und dem Nachwuchs. Das nächste ZLV Verpackungssymposium findet am 17. und 18. September 2026 statt.