Seit einiger Zeit halten die sogenannten Cobots, kollaborierende Roboter ohne spezielle Schutzeinrichtung, Einzug in die Lebensmittel- und Süßwarenbranche. Smart Robotics zählt hier zu den dynamischen Anbietern, die den Bereich voranbringen. Douwe Didde, Business Development Partner bei dem niederländischen Unternehmen, schildert „sweets processing“ den Prozess und die Vorzüge der neuen Technik.

Von Hans Strohmaier

Bereits eine Zeitlang war Heico Sandee, einer der beiden Gründer von Smart Robotics BV, in verschiedenen Positionen im ­Bereich von Mechatronik und Robotik aktiv, als er in einem großen Unternehmen mit Mark Menting zusammentraf. Beide wollten sich mit den Begrenzungen der herkömmlichen Roboter-Generation nicht abfinden. Sie erkannten, dass die meisten Roboteranwendungen für ein bestimmtes Projekt erstellt und individuell programmiert werden – mit der Konsequenz hoher Kosten pro Installation, geringer Flexibilität und eingeschränkter Funktionalität sowie einem großen Platzbedarf.

Auf der anderen Seite sahen sie, dass sich die Vorlieben und damit die Nachfrage der Verbraucher ständig ändern und dadurch die Produktions- und Logistikunternehmen künftig ­einen höheren Bedarf an flexibleren und innovativeren Automatisierungslösungen haben. Im Jahr 2015 starteten Menting und Sandee am High Tech Campus Eindhoven das Unternehmen Smart Robotics mit dem Ziel, intelligente und flexiblere Roboter zu entwickeln und die Anwendungsmöglichkeiten von Cobots zu erweitern. Diese kollaborierenden Roboter interagieren dank Sensoren direkt mit den Menschen und benötigen so keine spezielle Schutzeinrichtung im Produktionsprozess.

Als Basis entwickelte das Start-up eine roboterunabhängige Software für den schnellen und flexiblen Einsatz von Robotern und Cobots in verschiedenen Logistik- und Produktions­prozessen. Von anfangs vier Mitarbeitern hat sich Smart Robotics in kurzer Zeit als erfolgreiches Unternehmen mit über 70 meist jungen und äußerst engagierten Fachleuten etabliert, das heute Kunden in mehr als 15 ­Ländern betreut. Trotz großer Kon­kurrenten überzeugt Smart Robotics mit seinem Konzept.

Heute bedient das Unternehmen Kunden in verschiedenen Märkten, darunter Lebensmittel, Pharma und FMCG sowohl in Europa als auch darüber hinaus durch ein umfangreiches Vertriebsnetz. Dazu zählen auch ­Betriebe jeglicher Größe in der Back- und Süßwaren-Branche sowie im Snack-Sektor, die mit steigender ­Verbrauchernachfrage und unterschiedlichen Produktserien konfrontiert sind.

„Durch unsere Smart Software, ­Advanced Motion Planning, 3D-Vision-Feedback und mit unserer benutzerfreundlichen Schnittstelle sowie unserem Online-Service bieten wir den Kunden die Möglichkeit, auf flexible, sichere und innovative Weise zu automatisieren. Eine Programmierung ist nicht mehr erforderlich“, ­benennt Douwe Didde, Business Development Partner bei Smart ­Robotics, die Vorzüge des neuen, einzigartigen Marketingansatzes. „Die auf künstlicher Intelligenz basierende Softwareplattform ist so strukturiert, dass wir den Cobot an die Kunden senden und diese das Gerät innerhalb von zwei Stunden ohne Probleme selbst installieren können. Das war auch ein wichtiges Argument im vergangenen Corona-Jahr.“

Die Cobots tun nämlich genau das, was der Kunde will. Und die Lösung macht es zudem sehr einfach, den ­Cobots neue Aufgaben beizubringen. Neben der Software-Entwicklung bilden der Smart Palletizer und der Smart Item Picker die weiteren Einsatzbereiche des Unternehmens. Der Smart Palletizer ist eine kompakte End-of-Line-Cobot-Lösung für die ultra-flexible Palettierung, während der Smart Item Picker eine bedienerfreundliche Einzelartikel-Kommissionier-Cobot-Lösung für die flexible und effiziente Kommissionierung sowie Platzierung einer großen Vielfalt an Artikeln darstellt.

Dank der unkomplizierten Installation, aber auch dank des geringen Platzbedarfs ohne notwendigen Schutzraum sind die Maschinen von Smart Robotics, die es in verschie­denen Größen und Ausführungen gibt, auch ideal für kleinere und mittelständische Betriebe, die auf bestehendem Raum nachrüsten wollen. „Wir gehen ganz flexibel auf die ­Bedürfnisse unserer Kunden ein und können die Cobots auch mobil an verschiedenen Positionen der jeweiligen Linien platzieren“, erläutert Douwe Didde. Dies hat den Niederländern gerade während der Covid-19-Krise ein starkes Interesse beschert, wie Didde weiter berichtet. „Der Bedarf an flexibler Automatisierung im Logistikmarkt ist exponentiell gewachsen, bedingt zum einen durch das starke Wachstum im E-Commerce, aber auch durch den Mangel an Arbeitskräften und die Notwendigkeit zur Kostenreduzierung“, erläutert der Manager. Als Einstieg können die Anwender die Cobots von Smart Robotics auch nur testen oder mieten. „Wir stellen unsere smarten Roboter für vier Wochen zur Verfügung und holen sie bei Nichtgefallen wieder ab“, betont Didde. In dieser Zeit können sich die Produktionsfirmen auch davon überzeugen, wie sicher das Konzept von Smart Robotics für die Mitarbeiter in der Produktion und der Logistik ist. Hinzu kommt, dass die Anschaffungskosten für den Cobot weit unter der finanziellen Investition für einen Roboter liegen. Dank der Digitalisierung können die Geräte auch online weiterentwickelt werden und ein Update erfahren.

Um die Märkte gut betreuen zu können, arbeitet der Spezialist in einigen Ländern auch mit anderen Verpackungsmaschinenherstellern und deren Agenten zusammen. Insgesamt sehen die Verantwortlichen von Smart Robotics besonders in der jetzigen Zeit ein sehr großes Potenzial für ihre Unternehmensphilosophie. Die Auftragslage sei sehr gut, erklärt Didde, und die Produktion ist bis auf weiteres voll ausgelastet. Um das Wachstum abzusichern, wird das Unternehmen auch von diversen Investoren unterstützt, etwa Innovation Industries und dem Mirai Creation Fund, hinter dem die Toyota Motor Corporation als wichtiger Kommanditist steht. „Wir stehen auf gesunden ­Füßen und wollen weiter die Zukunft der Industrie mitgestalten“, betont Business Development Partner Didde abschließend.