sweets processing 3-4/2021

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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„Wir achten sehr auf Recyclingfähigkeit und Ressourcenschonung“

Verpackungen sind Schutz und kleidsame Hülle für viele Produkte. Doch ihr Einsatz ist nicht unumstritten – insbesondere, wenn sie Kunststoffe enthalten. Martin Zirbs, Geschäftsleiter von Zirbs Verpackungen, kennt die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verpackungsmaterialien.


sweets processing: Herr Zirbs, Sie verwenden für Ihre Kunststoffverpackungen, wo immer möglich, recyceltes Polyethylenterephthalat (PET). Weshalb greifen Sie nicht vollumfänglich darauf zurück?
Martin Zirbs: Theoretisch ist es möglich, PET – oder vielmehr Eco-PET – mit einem Rezyklatanteil von 100 Prozent einzusetzen, doch teilweise fehlen hierzu noch Genehmigungen in Bezug auf Lebensmittelsicherheit. Extrusionsanlagen der jüngsten Generation bieten die entsprechenden Möglichkeiten, um lebensmittelzertifizierte Folien aus 100 Prozent Rezyklat herzustellen. Für mich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Technologie flächendeckend zur Verfügung steht. Bis dahin setzen wir vorwiegend Folien mit einem Recyclinganteil von 80 bis 90 Prozent ein.

sp: Vorgefertigte Schokoladenhohlkörper werden meist in Tablets geliefert. Lassen sich die Tablets recyceln?
Zirbs: Es ist davon auszugehen, dass eine Vielzahl dieser Tablets aus PET mit einem hohen Rezyklatanteil besteht. Natürlich ist es weiterhin möglich, ja sogar wünschenswert, dass dieses Material in die Wertstoffkreisläufe zurückfließt. Für den Recyclingprozess bestehen keine Probleme, sollten diese Einsätze noch mit Fett oder Schokolade behaftet sein. Das Material wird in Schneidemühlen zu Flakes vermahlen, gewaschen, getrocknet und bei rund 240 °C wieder zu neuer Folie verarbeitet.

sp: Welche Kunststoffabfälle können generell gut recycelt und wiederverwendet werden?
Zirbs: Die Thermoplaste, also nahezu alle wärmeformbaren Kunststoffe lassen sich gut bis sehr gut recyceln. Herausragend ist PET. Es ist der ein-zige mir bekannte Kunststoff, der als PCW (Post Consumer Waste) wieder als Lebensmittelverpackung verwendet werden kann. Seine Wertigkeit lässt sich relativ einfach am Pfandsystem und den aufwendigen Rücknahmeverfahren etwa für PET-Flaschen erkennen. Speziell diese Flaschen bilden schon jetzt die Grundlage für viele PET-Trays, die für Süßwaren und Confiserie-Produkte eingesetzt werden.

sp: Wie oft lässt sich ein Kunststoffrecyceln?
Zirbs: Auch diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Viele Kunststoffe aus der Kategorie Thermoplaste, besonders die Polyolefin-Gruppen wie PP oder PE, lassen sich zwar grundsätzlich und mehrmals recyceln, können aber in der Regel nicht mehr im Lebensmittelprimärkontakt eingesetzt werden. PET hingegen kann mehrmals in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden. Es ist davon auszugehen, dass PET unter optimalen Bedingungen durchschnittlich sechs bis neun Mal recycelt werden kann. Entscheidend ist der sorgsame Umgang mit diesen Materialien und die konsequente Rückführung in den Wertstoffkreislauf.

sp: Kann Papier den Kunststoff auch unter Berücksichtigung der geltenden Vorschriften im Bereich Süß- und Backwaren sowie Snacks ersetzen?
Zirbs: Nein, das glaube ich nicht. Schon aus ökologischen Gründen wäre das nicht besonders sinnvoll. Für Papier werden ebenfalls wertvolle Rohstoffe benötigt, die nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Derzeit geht jährlich weltweit etwa die Fläche der Schweiz an Wald verloren, um den Bedarf an Frischfasern zu decken. Besonders in diesem Fall muss man wieder die Recyclingfähigkeit von Papier in den Fokus rücken. Papier lässt sich in der Regel rund dreimal recyceln, da die Zellstofffasern mit jedem Recyclingprozess kürzer werden und die natürliche Bindekraft verloren geht. Bei der Herstellung von Recyclingpapieren wird dies durch die Zugabe von rund 30 Prozent Frisch-fasern kompensiert. Ein weiterer Aspekt: Bei Papier kann nur der Faser-anteil, also rund 60 Prozent der Gesamtmasse, recycelt werden. Lacke, Druckfarben, Kleb- und Füllstoffe bleiben mit rund 40 Prozent zurück und müssen entsorgt werden. Die Begriffe MOSH und MOAH stehen damit in enger Verbindung.

sp: Wodurch ließe sich das Recycling von Kunststoffen erleichtern?
Zirbs: Eine große Erleichterung und Verbesserung wäre die Minimierung der im Verpackungsbereich verwendeten Kunststoffsorten, klare und verständliche Kennzeichnungen sowie Aufklärung und Sensibilisierung bereits in der Schule. Recycling und Kunststoffe sollten im wahrsten Sinne des Wortes transparenter, einfacher und nachvollziehbar werden.

sp: Was wünschen Sie sich für einen bewussteren Umgang mit Kunststoffen?
Zirbs: Grundsätzlich müsste sich die meist negative Grundhaltung gegenüber Kunststoffen im Bereich der Verpackung ändern. Verbraucher sollten diese Stoffe wertschätzend als Sekundärrohstoffe wahrnehmen und nicht als „blöden Plastikmüll“ in eine Schmuddelecke schieben. Ohne eine positive Haltung gegenüber Kunststoffen werden wir nie wirklich posi-tive Ergebnisse erzielen können. Ich würde mir in diesen Bereichen mehr Verständnis und Aufklärung für Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft wünschen.

sp: Sie bieten in Ihrem vielfältigen Programm auch Komplettverpackungen an. Worauf achten Sie besonders?
Zirbs: Bei unseren Sortimenten und Produkten achten wir besonders auf Recyclingfähigkeit und Ressourcenschonung. Komplettverpackungen für Lebensmittel können heute schon bei sinnvoller und überlegter Kombination aus 80 bis 100 Prozent Recyclingmaterial bestehen. Hier legen wir ein besonderes Augenmerk darauf, dass die einzelnen Komponenten für die Verbraucher logisch und nachvollziehbar zu trennen sind. Vielfach machen die Barriere-Eigenschaften der Kunststoffe sogar den Einsatz von Recyclingpapieren möglich. Zudem versuchen wir unsere Kunden immer mehr vom Einsatz möglichst transparenter Formteile zu überzeugen, da sich diese besonders für eine weitere Verwendung oder stoffliche Nutzung eignen.

sp: Welche Trends beobachten Sie aktuell?
Zirbs: Wir beobachten derzeit zwei Entwicklungen: Viele Verpackungshersteller bekennen sich zur nachhaltigen Nutzung bewährter Materialien wie Papier, Recyclingpapier und konventionellen Kunststoffen sowie zur Rückführung in zukunftsorientierte Stoffkreisläufe. Doch leider entstehen unter dem Deckmantel besonderer Nachhaltigkeit immer wieder Kreationen von Verpackungen insbesondere aus Materialien, die sich nicht recyceln lassen und sich eher als Störfaktoren in etablierten Kreisläufen erweisen.

 

http://www.zirbs-verpackungen.de


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