sweets processing 5-6/2019

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Vom traditionellen Mühlenbetrieb zum modernen Dienstleister

Gesunde Ernährung liegt im Trend, und Müslis, Cerealien-Riegel & Co. haben Konjunktur. Davon profitieren Unternehmen, die solche Produkte und deren Grundstoffe, wie etwa ­Getreideflocken, herstellen – Unternehmen wie die Rubin Mühle GmbH im mittelbadischen Lahr. Das Unternehmen bietet ein breites Programm und zählt die Entwicklung kunden­spezifischer Produkte zu seinen wichtigsten Fähigkeiten.

Von Dr. Bernhard Reichenbach


Der traditionsreiche Mühlen-betrieb, der seit 1352 besteht und seit 1684 in 14. Genera-tion in Familienbesitz ist, stellt sowohl klassische Mühlenprodukte als auch extrudierte Produkte her. Die Mühlenprodukte basieren hauptsächlich auf Hafer, wie etwa Haferflocken, werden aber auch aus anderen Getreidesorten sowie Hülsenfrüchten hergestellt. Die extrudierten Produkte reichen von vorgelatinierten Mehlen und Granulaten bis zu Flakes und Crispies.

Zum Lieferprogramm gehören ­neben den genannten Monoprodukten auch endverpackte, konsumentenfertige Müslimischungen. „Fast unser gesamtes Sortiment ist auch in Bio-Qualität erhältlich“, merkt Christopher Rubin an. Der Technische Kaufmann und ausgebildete Müllereitechnologe führt zusammen mit seinem Vater und seinem Onkel die Geschäfte.

Das Zulieferunternehmen mit über 250 qualifizierten Mitarbeitern verarbeitet an seinen beiden Standorten Lahr und – seit 2015 – Plauen im Vogtland pro Jahr rund 130.000 t Rohmaterial, insbesondere Getreide. Hierzu ist an jedem Standort eine Schäl- und Flockenmühle im Einsatz, die die Getreidekörner zunächst von unverdau-lichen Spelzen befreit. Die geschälten Getreidekörner können in diesen Mühlen auch zu Flocken gewalzt, zu Grütze geschnitten oder poliert werden, um Graupen herzustellen.

Hinzu kommen eine klassische Getreidemühle, wo die Körner zu Mehlen, Schroten, Grießen und Kleien verarbeitet werden, sowie neun Extrudieranlagen – acht davon in Lahr. Sie erzeugen aus stärke- oder proteinbasierten Rohstoffen vielfältige Extrudate wie etwa Flakes.

Ergänzt werden die Produktionseinrichtungen durch eine Mischerei, in der Müslimischungen hergestellt werden, sowie zwei Verpackereien, wo Monoprodukte und Müslimischungen nach kundenspezifischen Vorgaben konsumentenfertig in Beutel oder Schachteln abgepackt werden. Lagerhallen und Silogebäude komplettieren den Betrieb.

Das Lieferprogramm der Rubinmühle ist sehr breit: Es umfasst mehr als 1.000 verschiedene Produkte. Dazu gehören über 100 Arten von Flocken aus Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel und vor allem Hafer. „Hafer ist die ernährungsphysiologisch hochwertigste Getreideart, die in Europa angebaut wird“, erläutert Christoper Rubin. „Die Körner werden so schonend geschält, dass die wertvollen Bestandteile der äußeren Kornschicht erhalten bleiben.“ Alle Flocken sind auf Wunsch auch inklusive verschiedener Biosiegel und Zertifikate erhältlich. Derzeit machen Flocken rund die Hälfte des Geschäftes aus.

Aus den verschieden Getreidesorten werden überdies mehr als 100 Arten Spezial-Mühlenprodukte hergestellt. Dazu gehören Mehle, Grützen, Graupen, Schrote und Kleien.

Zum Angebot gehören auch über 250 verschiedene Extrudate wie Granulate, Flakes oder Crispies, die sich in Form, Textur, Rezeptur oder inneren Eigenschaften unterscheiden können. „Dies macht extrudierte Produkte für vielfältige Anwendungen interessant“, weiß Christopher Rubin. Auf Extrudate entfällt rund ein Drittel des Geschäfts.

Die verschiedenen Mühlenprodukte und Extrudate können auch mit anderen Zutaten wie etwa Trockenfrüchten gemischt werden. So entstehen auf den Misch- und Verpackungslinien der Rubinmühle je nach Kundenwunsch und auf Basis vielfältiger Rezepturen die verschiedensten Müslis.

Derzeit zwar noch Nischenprodukte, aber dennoch ein weiterer Wachstumsmarkt für das Unternehmen sind alle Arten proteinhaltiger Mehle aus pflanzlichen Produkten wie Sonnenblumenkernen, Erbsen oder Sojabohnen. Sie dienen als Alternative zu tierischem Eiweiß in vegetarischen und veganen Nahrungsmitteln.

Was die Rubinmühle betrifft, so hat der Anteil an Bio-Produkten in den vergangenen Jahren stetig auf rund ein Drittel zugenommen – Tendenz weiterhin steigend. „Wir sind der größte Verarbeiter von Bio-Hafer in Europa“, nennt Christopher Rubin ein Beispiel.

Erstklassige natürliche Rohstoffe sind für die tägliche Arbeit unverzichtbar und entscheiden letztlich über die Qualität des Endprodukts. Dies beginnt mit deren Auswahl, der ständigen Überwachung ihrer Güte sowie der Sicherstellung einer durchgängigen Rückverfolgbarkeit. „Wir wählen nicht nur die Rohstoffe mit kritischer Sorgfalt aus, sondern auch unsere Lieferanten“, betont Christopher Rubin. „Aus Überzeugung verarbeiten wir ausschließlich Getreide aus Europa. Das meiste davon stammt sogar aus Deutschland.“

Auch die Produktionsprozesse selbst unterliegen der kritischen Überwachung: Eine ständige Probenentnahme an sämtlichen neural-gischen Stellen ist selbstverständlich. Um dauerhaft ein gleichbleibend hohes Qualitätsniveau der Produkte garantieren und nachweisen zu können, werden die Proben permanent in unabhängigen Laborinstituten analysiert und ausgewertet. Produktionskapazitäten werden erweitert

„Was unsere Produkte angeht, betreiben wir keine Lagerhaltung, sondern arbeiten ausschließlich auf Bestellung“, erläutert der Firmenchef. „Die Mindestabnahmemengen variieren je nach Produktart von einzelnen Paletten bis zu mehreren Tonnen. Darunter wäre der Aufwand für die erforderliche Umstellung der jeweiligen Anlagen zu hoch.“

Die Produkte aus Lahr und Plauen gehen an Kunden vor allem in Europa, aber auch weltweit. Zu den Hauptabnehmern gehören Anbieter von Müslis, Porridges und Riegeln, Hersteller von Biskuits und Keksen sowie Backmittelhersteller.

„Unsere Kunden sind in den vergangenen Jahren immer mehr zu Haupttreibern bei Neuentwicklungen geworden“, so Christopher Rubin. „Gemeinsam mit ihnen entwickeln wir innovative und marktreife Endpro-dukte – maßgeschneidert nach ihren Vorstellungen, was Faktoren wie Form und Farbe, Textur, Oberfläche und Sensorik, Schüttgewicht, Granulationsverteilung oder die Weiterverarbeitung angeht.“ Mit dieser Erweiterung des Leistungsspektrums hat sich das Unternehmen von einem traditionellen Mühlenbetrieb hin zu einem modernen Dienstleister der internationalen Lebensmittelindustrie entwickelt.

Dass die Entwicklung der Rubinmühle nicht stehenbleibt, macht Christopher Rubin deutlich: „Wir haben seit 2014 rund 25 Millionen Euro in das Unternehmen investiert und wollen weiter investieren. Damit wir unsere Kunden auch weiterhin jederzeit mit Spitzenprodukten beliefern können, werden wir unsere Produktionskapazitäten erweitern – um eine neue Extrusionslinie, eine neue Linie für Konsumenten-Verpackungen sowie neue Silos und Lager.“

 

http://www.rubinmuehle.de


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