Das spanische Unternehmen ULMA Packaging zählt zu den führenden Anbietern von Verpackungslösungen. Die deutsche Vertriebs und Service-Tochtergesellschaft betreut von Memmingen aus mit 40 Mitarbeitern den deutschen und österreichischen Markt.
Von Alfons Strohmaier
Am Anfang standen die Schokoladenindustrie und die Vision von sechs jungen Mechanikern, die im Jahr 1961 in Oñati im Baskenland eine Genossenschaft gründeten, um Arbeiten und Sonderanfertigungen für die damals zahlreichen Schokoladenhersteller in der Region anzubieten. Daraus ist in über sechs Jahrzehnten eine weltweit tätige Industriegruppe mit einem Milliarden-Umsatz und mehr als 5.000 Mitarbeitern in den neun Geschäftsfeldern ULMA Advanced Forged Solutions, Agrícola, Architectural Solutions, Construction, Conveyor Components, Embedded Solutions, Handling Systems, Maintenance Services und ULMA Packaging entstanden.
Der Bereich der Verpackungsmaschinen bildete sehr früh mit die Keimzelle des Unternehmens, wobei hier in der langen Zeit auf dem Weg zur Weltspitze viele Herausforderungen und Schwierigkeiten gemeistert wurden. ULMA Packaging zählt heute mit einem Jahresumsatz von rund 400 Mio. Euro zu den führenden Anbietern von Verpackungslösungen in Europa. So ist die Firma weltweit die Nummer zwei bei Thermoforming und bietet eine breite Palette an Maschinen und Anwendungen, einschließlich Flow Pack (HFFS), Traysealing, Vertical (VFFS), Shrink Wrapping und Stretch Film-Technologien.
ULMA Packaging verfügt in den Werken am Stammsitz in Spanien sowie in Rumänien und Brasilien über eine Produktionsfläche von mehr als 100.000 m2 und liefert rund 1.500 Maschinen pro Jahr aus. Inzwischen beläuft sich die Zahl der installierten Maschinen auf insgesamt über 60.000. Dabei spielt die Innovationskraft eine zentrale Rolle. So sind mehr als 100 Forschungs und Entwicklungsexperten am Technologiezentrum ULMA Packaging (UPTC) kontinuierlich dabei, neue Lösungen zu finden und bisherige Maschinen weiter zu optimieren. Mehr als 280 Patent-Titel unterstreichen das Know-how in dem technologischen Inkubator. Zudem bietet die Sparte ULMA Packaging Automation (UPA) in einem 2024 eröffneten, 6.000 m2 großen Neubau für Produktion und Montage nun inhouse die Warenabnahmetests (FAT) bei allen Turnkey-Projekten.
Das Unternehmen hat derzeit eine bedeutende Marktposition im Sektor der frischen Lebensmittel (Anteil 90 %), vor allem bei Obst und Gemüse, Fleisch und Geflügel, Fisch und Meeresfrüchten, Käse und Fertiggerichten, aber auch bei Backwaren, Keksen und Süßwaren; der Rest entfällt auf Non-Food bzw. Verpackungen für medizinischpharmazeutische Produkte.
ULMA Packaging ist längst weltweit für Qualität, Zuverlässigkeit und After-Sales-Service anerkannt. Das Unternehmen ist in mehr als 130 Ländern aktiv und verfügt über eigene Niederlassungen in 24 Ländern, darunter auch in Deutschland. Seit 2018 ist die ULMA Packaging GmbH in Memmingen im Allgäu angesiedelt, wo ca. 40 Mitarbeiter beschäftigt sind. „Wir verstehen uns als Partner der Kunden, mit denen wir gemeinsam die bestmögliche Verpackungslösung entwickeln und produzieren wollen. Dafür ist es unabdingbar, auch die Sorgen und Herausforderungen der Industrie vor Ort kennenzulernen”, erklärt Thomas Blümel, der seit 2017 als Geschäftsführer die Märkte in Deutschland und Österreich verantwortet. Sein Service-Team ist rund um die Uhr erreichbar und auch von Montag bis Freitag vor Ort, um gemeinsam mit den Kunden Probleme zu lösen oder wichtige Wartungen vorzunehmen.
Neben den ausgefeilten Maschinen, die für die jeweiligen Bedürfnisse in den Fabriken flexibel ausgestattet werden können, ist für Blümel die Nähe zu den Kunden von elementarer Bedeutung für den Erfolg. So lud die Firma ihre Kunden zum zweiten Mal zu einer Woche der offenen Tür ins Allgäu ein. Im Showroom konnten sich die Besucher über die breite Palette an Maschinen informieren, wobei die innovativen Formate wie u. a. TFS 200, Flow Vac 35, VTC 840 Tight-Bag™, Sienna SP BI oder FM 300 CX zu den Highlights gehörten.
Zusätzlich brachten viele Gäste ihre eigenen Produkte mit und testeten sie praxisnah an den Maschinen. „Seit einiger Zeit haben wir die technischen Möglichkeiten, Produktmuster detailliert in dauerhafter Form zu kopieren und diese unseren Kunden zur Präsentation ihrer neuen Verpackungslösungen als kostenlosen Service zur Verfügung zu stellen. Dies eröffnet ganz neue Möglichkeiten für unsere Kunden”, erläutert Blümel.
Als größte Herausforderung für alle Marktteilnehmer sieht der erfahrene Verpackungsexperte derzeit vor allem die bevorstehende Umsetzung der EU-Verpackungsverordnung PPWR, die das Thema der zukunftsfähigen Verpackungstechnologien noch einmal forcieren werde. „Wir sehen die PPWR als Chance, denn im Gegensatz zu einigen Kunden, die sich erst jetzt damit konfrontiert sehen, beschäftigen wir uns seit vielen Jahren mit Themen wie Materialeinsparung, Recyclingfähigkeit, Einsatz von Monomaterialien, Umstellung der Maschinen auf alternative Materialien und dergleichen mehr. Alle neuen Maschinen des Portfolios können bei entsprechender Konfiguration Monomaterial verarbeiten. Anforderungen wie Reißfestigkeit und Siegelfähigkeit erfordern sehr präzise Maschinenparameter; und dies wird nochmals interessanter beim Einsatz von Rezyklaten“, berichtet der Deutschland-Chef im Gespräch mit Sweets Processing.
So werden derzeit Flowpacker sowohl horizontal wie vertikal stärker nachgefragt, da sie hinsichtlich Materialeffizienz und Nachhaltigkeit eine sehr gute Lösung darstellen. Ein Beispiel dafür ist die Hackfleisch-Verpackung, die ein regionaler Lebensmittelhändler zusammen mit ULMA Packaging von der gewohnten Tiefziehschale auf einen Schlauchbeutel mit Schutzgas umgestellt hat. „Wir können damit eine Materialeinsparung von bis zu 85 Prozent erreichen und generieren auch Vorteile bei der Logistik. Die neuen Verpackungen müssen aber bei den Verbrauchern intensiv kommuniziert werden, damit sie akzeptiert werden. Uns hat aber auch die nach wie vor konstante Nachfrage nach Thermoformern positiv überrascht“, ergänzt Blümel.
Ein weiteres Feld, das für das ULMA-Team immer wichtiger wird, ist Automatisierung, Digitalisierung und KI sowie Industrie 4.0. Hier arbeitet das Unternehmen kontinuierlich an innovativen Entwicklungen, vor allem auch, was die Dokumentation der Maschinenabläufe betrifft. Zudem steige die Nachfrage nach kompletten Linien und schlüsselfertigen Lösungen aus einer Hand. Hier hat ULMA mit dem Einstieg beim italienischen Spezialisten Rama Packaging & Automation mit einer Beteiligung von 40 % eine zukunftsweisende Entscheidung getroffen. Rama ergänzt die Angebote der Spanier im Bereich der Primärverpackung mit der fundierten Expertise bei Sekundär und Tertiärverpackungen.
Nach der sehr erfolgreichen Woche mit intensiven Kundengesprächen in Memmingen freut sich Blümel mit seinem Team jetzt auf die Fachpack in Nürnberg. In Halle 2 (Stand 312) zeigt das spanische Unternehmen das gesamte Spektrum von horizontalen und vertikalen Flowpack-Maschinen über Tiefziehmaschinen bis hin zu Traysealern. Vor Ort demonstriert das Vertriebs und Serviceteam, wie ULMA Packaging mit modernster Technologie, Nachhaltigkeit und Flexibilität die Verpackungsprozesse der Kunden optimieren kann.