sweets processing 7-8/2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Damit das Aroma unversehrt bleibt

Schokolade ist aufgrund ihres hohen Fettgehalts besonders empfindlich gegenüber Geruchsstoffen. Eine Verpackung, die in direktem Kontakt steht, muss daher besondere Anforderungen erfüllen, erklärt Marjatta Punkka vom finnischen Kartonhersteller Metsä Board.


Lebensmittel und insbesondere Süßwaren stellen hohe Anforderungen an ihre Verpackungen: Neben der Tatsache, dass sie am Point of Sale (POS) zum Kauf anregen sollen, muss auch der Schutz des Inhalts während des Transports sichergestellt sein. Und am Ende spielt auch der direkte Lebensmittelkontakt eine entscheidende Rolle bei der Verpackungswahl, denn störende Gerüche oder Beigeschmäcker sollen nicht im Produkt landen.

Die Königsdisziplin beim Verpacken ist Schokolade. „Viele Geruchsstoffe sind fettlöslich“, erläutert Marjatta Punkka, Managerin für Produktsicherheit bei Metsä Board. „Und weil Schokolade viel Fett enthält ist sie besonders empfindlich und nimmt flüchtige Verbindungen schnell auf. Daher wird sie häufig als Simulant bei der Prüfung sensorischer Eigenschaften von Lebensmittelverpackungen eingesetzt.“ Metsä Board verwendet jedes Jahr 120 kg Schokolade, um die Geschmacksneutralität seiner Kartonqualitäten zu über-
prüfen.

Gerüche können beispielsweise vom Karton selbst oder auch von der Tinte, dem Lack, möglichen Klebstoffen oder einem im Karton verwendeten Laminat verursacht werden. Es gibt viele Störquellen, die die Qualität der süßen Verführung beeinflussen können. Um diese zu identifizieren, verlassen sich viele Unternehmen noch immer auf die sensorische
Bewertung, den sogenannten Robinsontest.

„Beigeschmack und Gerüche können von extrem niedrigen Stoffkonzentrationen verursacht werden“, weiß Marjatta Punkka. „Mit instrumentellen Verfahren erscheinen diese
Konzentrationen manchmal unbedeutend, in der sensorischen Bewertung sind sie aber durchaus wahrnehmbar.“ Gaschromatografie-Prüfungen und die Prüfung nach der europäischen Norm EN 1230-2 werden natürlich dennoch angewandt – immer aber begleitet von einer sensorischen Begutachtung.

Doch welche Verpackung bietet die beste Sicherheit für den direkten Lebensmittelkontakt? Generell gilt: Verpackungslösungen aus Frischfaser haben hier Vorteile gegenüber solchen aus Recyclingfaser, denn ihre Zusammensetzung ist durchgängig bekannt. „Recyclingfaser stammt aus vielen verschiedenen Quellen“, so Marjatta Punkka. „Damit ist die Qualitätskontrolle eine große Herausforderung. Gerade in der Lebensmittelbranche ist gleichbleibende Qualität aber jederzeit ein Muss.“

Recyclingfasern können zudem Rückstände von Druckfarben, Klebstoffen, Lacken und anderen Chemikalien enthalten. Auch Mineralölrückstände lassen sich nicht immer ausschließen. Daher ist es in mehreren Ländern sogar verboten, Recycling-fasern für Materialien mit direktem Lebensmittelkontakt zu verwenden. Dies lässt sich bei Frischfaser besser kontrollieren. „In unserem Verfahren durchlaufen alle Chemikalien einen gründlichen Bewertungsprozess, der die regulatorischen und funktionellen Aspekte sowie die Sicherheitsaspekte abdeckt. Fluorchemikalien beispielsweise verwenden wir gar nicht“, ver-sichert Marjatta Punkka. „Und wir verfolgen aktiv die Entwicklung auf dem Gebiet der Vorschriften für Lebensmittel-Kontaktmaterialien.“

Doch nicht nur der Karton selbst, auch die weitere Verarbeitung spielt eine wichtige Rolle, denn zur Herstellung hochwertiger Verpackungen müssen alle Verarbeitungsbetriebe die gleichen Normen einhalten. Dies bedeutet zum Beispiel den Einsatz lebensmittelechter, migrationsarmer Druckfarben und Lacke auf Wasserbasis. Diese sind ungiftig und völlig frei von UV-reaktiven Chemikalien – somit also unbedenklich selbst im Direktkontakt mit Lebensmitteln.

Die Verpackung nicht zu bedrucken oder zu veredeln ist auch keine Lösung – dafür ist ihr Einsatz als Marketing-Tool viel zu wichtig. Schließlich soll sie am POS aus dem Regal hervorstechen und die Verbraucher so zum Kauf animieren. Dabei können Materialart und die Verwendung bestimmter Farben, Symbolik und Schriftarten ein besonders hochwertiges Image vermitteln und so beispielsweise eine Premium-Positionierung ermöglichen. Karton transportiert etwa den Nachhaltigkeitsgedanken. Gleichzeitig lässt sich besonders Frischfaser-karton sehr gut bedrucken und veredeln, so dass sich auch Luxusmarken darin wiederfinden und ihre Markenwerte am POS vermitteln können.

Auch der Aspekt der Kundenfreundlichkeit sollte bedacht werden, denn Verbraucher sind häufig bereit, mehr für ein Produkt zu zahlen, das einen Mehrwert bietet, beispielsweise eine verbesserte Tragbarkeit oder Wiederverschließbarkeit. Wie dies funktionieren kann, zeigt das Excellence Centre von Metsä Board in Äänekoski/Finnland. Immer wieder entstehen hier optimierte Verpackungen, die die Sinne ansprechen und oft Zusatzfunktionen erfüllen: eine Golfball-Verpackung, die zum Insekten-hotel umfunktioniert werden kann, oder eine Weinverpackung mit inte-grierter Halterung, die sicherstellt, dass die mitverschickten, empfindlichen Cracker geschützt sind. Das Design-Team in Äänekoski verbindet Kreativität, Fachwissen und den Zugang zu hochmoderner Technologie und erschafft damit Verpackungslösungen, die dem aktuellen Zeitgeist entsprechen.

Dies ist auch das Ziel von Metsä Boards Design-Challenge Better with Less (www.betterwithless.org), die in diesem Jahr in die dritte Runde geht. Erneut sind Designer eingeladen und aufgefordert, umweltverträglichere Lösungen für einige der weltweit am häufigsten genutzten Konsumgüterverpackungen zu entwickeln. Bewertet werden die Designs von einer Fachjury, der einflussreiche Verpackungsdesign-Experten aus der ganzen Welt angehören. Beiträge können bis einschließlich 1. Dezember 2022 eingereicht werden.

 

http://www.metsaboard.com


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