Beim Verpacken von Süß- und Backwaren sowie Snacks ist das Thema Nachhaltigkeit inzwischen angekommen, und die Branche arbeitet an Lösungen. Damit diese wirklich nachhaltig sind, ist es wichtig, das Thema ganzheitlich anzugehen.
Von Dr. Kerstin Hermuth-Kleinschmidt
Das Thema Nachhaltigkeit nimmt für Verbraucher bei der Kaufentscheidung einen immer größeren Stellenwert ein. Laut einer Umfrage des Ipsos-Instituts wollen 77 % der deutschen Verbraucher so wenig Verpackung wie möglich, 63 % davon sind sogar bereit, woanders einzukaufen, wenn dadurch dieses Kriterium erfüllt wird. Besonders in der Kritik steht Einmalplastik. Hier befürworten 71 % ein Verbot. Auf der anderen Seite werden Marken und Unternehmen, die sich um Umweltaspekte kümmern, von drei Vierteln der Deutschen besser bewertet. Vor allem bei Süßwaren könnte und sollte aus Verbrauchersicht auf Verpackungsmaterial verzichtet werden.
Gleichzeitig gilt aber auch: Wichtige Trends im Verbraucherverhalten wirken dem Ruf nach einem Verzicht auf Verpackung entgegen. Mit wachsender Mobilität und Snacking sind wiederverschließbare, stabile Verpackungen gefragt.
Ob Hygiene oder Gewährleistung von Haltbarkeit und Qualität der Ware: Süß- und Backwarenverpackungen erfüllen wichtige Funktionen. Um diese sicherzustellen, müssen Verpackungsmaterialien bestimmte Barriere-Eigenschaften aufweisen, beispielsweise in Bezug auf die Gas- und Lichtundurchlässigkeit. Auch nachhaltiges Verpackungsmaterial muss diese Grundvoraussetzungen erfüllen. Darüber hinaus hat Verpackung eine wichtige Kommunikationsfunktion: Sie informiert die Kunden über das Produkt, soll deren Aufmerksamkeit wecken und die Marke als unverwechselbar und – in diesem Kontext – als nachhaltig positionieren.
Die Verpackung springt den Kunden direkt ins Auge, doch Nachhaltigkeit muss ganzheitlich gedacht werden. Eine Lebenszyklusanalyse verschiedener Süßwaren zeigt, dass der Umwelteinfluss der Verpackung geringer ist als der anderer Faktoren wie Rohstoffbeschaffung, Produktion oder Transport: Bei der Nutzung abiotischer, also nicht-erneuerbarer Ressourcen ist der Einfluss der Rohstoffe und der Inhaltsstoffe des Produktes am größten. Betrachtet man hingegen das Treibhausgaspotenzial, so hat der Transport hier den größten Anteil. Um die Nachhaltigkeit über den gesamten Lebensweg zu verbessern, können Unternehmen durch Optimierung ihrer Lieferketten sehr viel erreichen – auch wenn dies für Kunden meist unsichtbar bleibt.
Nichtsdestotrotz steht das Thema Verpackung für Unternehmen aus dem Süß- und Backwarenbereich im Fokus, und die Industrie kann hier einen bedeutenden Beitrag leisten: Mit 26 Mio. t/a bieten beispielsweise Portionsbeutel sowie flexible mehrschichtige Kunststoffverpackungen, die unter anderem auch für Süßwaren und Snacks verwendet werden, das größte Potenzial zur Reduktion von Plastikmüll in den Weltmeeren.
Die Steigerung der Recyclingfähigkeit und Reduktion der Verpackung respektive des Verpackungsgewichtes sind somit auch die wichtigsten Trends im Verpackungsbereich für Süß- und Backwaren. Auf Materialebene rücken vermehrt kompostierbare papierbasierte und biologisch abbaubare Alternativen in den Fokus. Hierzu gehören Folien, die sich im Hinblick auf die mechanischen Eigenschaften oft nicht von den herkömmlichen PET-/PE-Verbundfolien unterscheiden und auf dieselbe Weise verarbeitet werden können, aber vollständig recycelbar oder biologisch abbaubar sind.
Ein weiterer Trend geht dahin, in Verbundmaterialien Papier statt Kunststoffkomponenten einzusetzen und so den Anteil an Kunststoff zu reduzieren. So gibt es Lösungen mit Papier in Schlauchbeuteln, im Deckel oder in der Unterfolie sowie papierbasierte Folienlösungen für den Dreheinschlag von Schokolade, Bonbons oder Kaugummis.
Weitere Optionen sind Papier- oder Kartonverpackungen, die statt mit einer Barriere-Schicht aus Kunststoff mit speziellen biobasierten Materialien beschichtet sind. Einsatzgebiete sind beispielsweise Verpackungen von Kaugummis oder Backwaren. Hier ist jedoch darauf zu achten, dass die Barriere-Schicht die Recyclingfähigkeit des Kartons nicht beeinträchtigt.
Überdies können Papierförmchen, die durch eine spezielle Verhakungstechnik ohne Kleber stabil gefaltet werden, konventionelle Kunststoffblister ersetzen. Sie können problemlos als Altpapier entsorgt und recycelt werden.
Schließlich kann die Nachhaltigkeit von Papier- und Karton-'verpackungen optimiert werden. Für Süß- und Backwarenverpackungen kommt unter anderem Graspapier infrage: Es ist recycelfähig, kompostierbar und für den Einsatz als Verpackung im Nahrungsmittelbereich zugelassen. Die Umweltbilanz ist weitaus besser als die von Papier auf Zellstoffbasis. In der Produktion, die ohne Einsatz von Chemie auskommt, können bis zu 75 % an CO2-Emissionen eingespart werden.
Festzuhalten ist, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Süß- und Backwarenindustrie angekommen ist. Konsumenten fordern nicht nur im Hinblick auf die Produkte und deren Herstellung mehr Nachhaltigkeit ein, sondern vor allem auch im Bereich Verpackung. Die Branche hat die Dringlichkeit des Themas erkannt und arbeitet an Lösungen. Damit diese wirklich nachhaltig sind, ist es wichtig, das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich anzugehen und transparent zu kommunizieren. Die Produktverpackung ist dabei ein Teil der Lösung, aber durch Verbesserungen in anderen Bereichen, wie etwa der Lieferkette, können größere Nachhaltigkeitserfolge erzielt werden, auch wenn diese für Verbraucher nicht direkt sichtbar sind.