sweets processing 7-8/2020

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

ZDS

 
 
 
 
 

„Wir können auch in der Krise zeitgemäße Lösungen anbieten“

Seit mehr als vier Monaten herrscht in Deutschland ein allgemeiner Ausnahmezustand. Zeit, um ein Zwischenfazit zu ziehen, wie sich die Krise auf einen der großen Rohstofflieferanten auswirkt. sweets processing sprach mit Gustav Deiters, Geschäftsführender Gesellschafter der Crespel & Deiters Group, über die Folgen der Corona-Pandemie.


sweets processing: Herr Deiters, seit März dieses Jahres ist in unserem Leben nichts mehr so, wie wir es gewohnt waren. Wie betrifft die Krisensituation Crespel & Deiters als familiengeführtes Traditionsunternehmen?
Gustav Deiters: In über 160 Jahren Firmenhistorie hat Crespel & Deiters schon viel erlebt, wie etwa zwei Weltkriege. Für unsere jetzige Generation ist die Extremsituation der Corona-Pandemie eine noch nie dagewesene Herausforderung. Dennoch können wir nach diesen ersten Monaten definitiv sagen: Wir sind dankbar, sowohl für die Gesundheit und Loyalität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die guten und langjährigen Beziehungen zu unseren Partnern und Kunden, als auch und insbesondere für unser Produkt, das auch unsere Passion ist. Weizen ist ein absolut essentieller
Basisrohstoff, der aufgrund seiner regionalen Tradition auch in Krisen für uns alle verfügbar ist.

sp: Aber sicherlich beeinflusst die Krise Ihre Lieferketten und Produktion. Wie reagieren Sie?
Deiters: Da wir ausschließlich EU-Weizen verarbeiten, der zu mindestens 75 Prozent aus Deutschland stammt, können wir unsere Lieferketten aufrechterhalten. Eine gezielte Bevorratung, langfristige Lieferverträge und langjährige Lieferantenbeziehungen tragen außerdem zu unserer guten Rohstoffversorgung bei. Im Hinblick auf unsere Mitarbeiter haben wir soweit wie möglich Homeoffice Lösungen geschaffen und Meetings durch Telefon- und Videokonferenzen ersetzt. Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen werden selbstverständlich angewendet. Inner-betrieblich achten wir auf vergrößerte räumliche Trennungen und haben dazu auch externe Büroflächen für diesen Zweck angemietet. Der Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ja neben unseren Produkten wesentlich zu unserem Erfolg beitragen, steht dabei an erster Stelle.

sp: Wie sehen Sie die Folgen der Krise in Bezug auf Ihre Branche?
Deiters: Die Auswirkungen der Pandemie für die Branche und die ge-samte Gesellschaft werden auf jeden Fall bedeutend sein. Um frühzeitig auf Herausforderungen „post Corona“ vorbereitet zu sein, haben wir eine Arbeitsgruppe einberufen, die sich zielgerichtet mit möglichen Zukunftsszenarien beschäftigt. Wir entwickeln Lösungsalternativen für verschiedene Ausgangssituationen, damit sich die Crespel & Deiters Group auch bei veränderten Rahmenbedingungen weiterhin positiv und zukunftsorientiert entwickeln kann. Automati-sierte Produktionsprozesse, aktualisierte Schichtregelungen, umstrukturierte Arbeitsabläufe sowie voraus-schauende Planung und Lagerbevorratung sichern weiterhin unsere Produktionskraft.

sp: Welche Lehren lassen sich aus der Krise ziehen?
Deiters: Im März und April wurde in den Medien täglich von Hamster käufen berichtet. Die Menschen hatten Angst vor leeren Regalen, und Mehl war ein Produkt, das im Supermarkt wochenlang ausverkauft war. Diese Angst vor einer Knappheit an Grundnahrungsmitteln zeigt ganz deutlich: Weizen ist ein unverzichtbarer Rohstoff für die Gesellschaft. Trotz vieler Marketing-Trends einer Überflussgesellschaft, ich nenne hier als Beispiel „glutenfreie Produkte“, zeigt sich in einer Krise, worauf es wirklich ankommt. Wobei wir nicht die Gluten-Unverträglichkeit herunterspielen möchten. Aber sie betrifft weniger als drei Prozent der Bevölkerung. Weizen liefert hingegen wichtige Inhaltsstoffe für den gesunden Organismus und ist ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel für die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. Darüber hinaus ist es multifunktional, regional verfügbar und nachhaltig. Kaum einer weiß, dass durch Kuppelproduktion, also die Herstellung unterschiedlicher Produkte aus einem Ausgangstoff, der Weizen mit einer Ausbeute von 99 Prozent nahezu vollständig verwertet werden kann. Ein effizienter und ressourcenschonender Umgang mit diesem bedeutenden Agrarrohstoff ist so garantiert. Für die Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft bedeutet das: Wir dürfen ruhig selbstbewusst sagen, dass wir systemrelevant sind. Unsere Produkte bieten der Gesellschaft ein sicheres Fundament für die Gegenwart und haben darüber hinaus ein ungeheures Innovationspotential für die Zukunft. Und das ist es, was man in einer Krise braucht.

sp: Welche Botschaft möchten Sie speziell an die Backwaren- und Snackbranche richten?
Deiters: Seit seiner Gründung versteht sich Crespel & Deiters als Partner seiner Kunden. Unsere Tochtergesellschaft
Loryma bedient die Lebensmittelindustrie seit mehr als 40 Jahren mit hochwertigen Weizenproteinen und modifizierten Stärken in gleichbleibend hoher Produktqualität. Durch die jahrelange Erfahrung haben wir ein breites Wissen und tiefes Verständnis hinsichtlich der Möglichkeiten unseres Rohstoffs Weizen aufgebaut. Es hat bei uns Tradition, dass wir dieses Know-how unseren Kunden bei der Produktentwicklung sowie Verbesserung oder Veränderung bestehender Lebensmittel, die aus neuen Kundenbedürfnissen und Verbrauchertrends entstehen, zur Verfügung stellen. Qualitäts-, Produktions- und Liefersicherheit haben bei Loryma höchste Priorität. Dieses Selbstverständnis zahlt sich jetzt aus: Wir sind auch in einer Krise so aufgestellt, dass wir nachhaltige Innovationsstrategien und zeitgemäße Lösungen anbieten können.

Crespel & Deiters im Profil
Die Crespel & Deiters Group, eine inhabergeführte, weltweit agierende Unternehmensgruppe mit über 350 Mitarbeitern, ist einer der führenden Hersteller von Weizenstärken und -proteinen in Europa. Am Stammsitz in Ibbenbüren werden mit hoch modernen Technologien, nachhaltigen Prozessen und großer Innovationskraft weizenbasierte Rohstoffe produziert. Das Unternehmen verarbeitet überwiegend deutschen Weizen in regionalen Getreidemühlen zu Mehl. Dieses wird durch Zugabe von Wasser zu einem Teig suspendiert, der mittels Zentrifugalkraft zerlegt wird. Durch physikalische Trennung wie zum Beispiel Eindampfung, Siebung und Extraktion werden hoch -wertige Weizenstärken, -proteine, -fasern und -extrakte gewonnen. Während der Veredelung dieser weizenbasierten Rohstoffe entstehen mittels Mischen, Extrudieren und Modifizieren hochfunktionelle Produkte, die in verschiedenen Industrien effizient eingesetzt werden können. Die Produkte und Lösungen finden Anwendung unter der Marke Loryma im Lebensmittelbereich, als C&D Corrugating & Paper in der Wellpappe- und Papierindustrie und als C&D Technical Applications in technischen Anwendungen für unterschiedlichste Industriezweige sowie unter den neuen Marken Trigea und Crespeo für die Tierfutter- und Futtermittelindustrie.

 

http://www.crespeldeitersgroup.com


Zurück