Mehrfach gefüllte Pralinen oder attraktiv dekorierte Schokoladefiguren stellen immer höhere Anforderungen an moderne Produktionsanlagen – und deren Komplexität steigt weiter. Die schweizerische Awema AG entwickelt und baut Maschinen und Anlagen, die sich eng am Markt und den speziellen Bedürfnissen der Kunden orientieren.
Von Sabine Flachsmann
Die Süßwarenindustrie gehört zu den Branchen, in der sich das Innovationskarussell besonders schnell dreht. Regelmäßig versuchen die Hersteller Kaufanreize mit neuen Rezepturen und Formaten zu schaffen, um damit den Umsatz und den Erfolg bei den Kunden anzukurbeln. In der Gunst der Verbraucher ganz oben rangieren Schokolade & Co. Innovative Produktionsverfahren und -anlagen, wie sie von der Awema AG aus Oberneunforn bei Winterthur entwickelt und produziert werden, tragen dazu bei, dass Hersteller neue Konzepte in der Praxis realisieren und wirtschaftlich umsetzen können.
Das Unternehmen entwickelte 1975, zehn Jahre nach Gründung, eine Vision für computergesteuerte Wägeautomaten für industrielle Anwendungen. Eine weitere Dekade später entstanden die ersten Schokoladengießmaschinen, wovon heute rund 98 % exportiert werden. Erst vor zwei Jahren bezog man in Oberneunforn ein hochmodernes Produktions- und Verwaltungsgebäude, das mit rund 4000 m2 den gewachsenen Ansprüchen auch räumlich gerecht wird.
Zum Produktportfolio des Unternehmens zählen neben den Wägeautomaten vielseitige, für unterschiedliche Kapazitäten und Anwendungen ausgelegte Dosier- und Abfüllmaschinen sowie Multi-Produktionsanlagen. Besonders ausgereifte One-Shot-Produktionslinien gehören zu den Highlights der Firma. Die One-Shot-Technik erlaubt die Produktion eines gefüllten Schokoladenartikels in einem einzigen Arbeitsschritt.
Der Fokus von Awema liegt auf der Süßwarenindustrie. Der Slogan „Schokolade ist unsere Welt“ macht den Schwerpunkt deutlich. Die Schweizer sehen sich als Spezialisten für die Herstellung von One-Shot-Produkten. Mit dem erweiterten Quadro-Shot und CIC-Verfahren können sogar bis zu vier verschiedene Massen simultan und mit unterschiedlichem Volumen verarbeitet werden. Der umfangreiche modulare Systemaufbau mit speziellen Steuerungen ermöglicht eine besonders wirtschaftliche Produktion mehrfach gefüllter oder verschiedenfarbiger Pralinen, die bei den Verbrauchern sehr beliebt sind. Auch gefüllte Schokoladetafeln mit nur 5 mm Dicke oder gefüllte Riegel lassen sich damit herstellen. Die Riegel gehören mittlerweile zu der Produktkategorie, die weltweit am schnellsten wächst.
Die Firmenverantwortlichen sehen für die One-Shot-Technik ein riesiges Potenzial, da selbst nach Jahren der Einführung in großen Unternehmen die Technik noch wenig bekannt ist. Die Praxis zeigt zwar, dass speziell dort das Interesse groß ist, doch vergeht – etwa infolge personeller Rochaden und dem Hang zum Altbewährten – oft viel Zeit, bis solche Investitionsentscheidungen gefällt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Dekorieren von Schokoladeartikeln. Neben fein verzierten Pralinen geht es hier vor allem um Hohlfiguren wie Osterhase, Weihnachtsmann & Co., die hauptsächlich zu saisonalen Anlässen in hohen Stückzahlen produziert werden und mit ihrer Optik überzeugen müssen. Auch heute noch werden Schokoladen-Figuren oft aufwendig von Hand geschminkt und dekoriert. Awema hat mit dem „Artist“ hochmoderne Robotertechnik mit einem speziellen Dosiersystem entwickelt, um die meisten dieser zeitintensiven Arbeiten komplett zu automatisieren. Die Roboter ermöglichen ein vor- und nachträgliches Dekorieren der Figuren im Produktionsprozess.
Awema hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Nischenplayer mit einem weltweiten Kundenkreis entwickelt. Verschiedene Faktoren machen den Erfolg des Unternehmens aus. Einer davon ist die Modularität der Anlagen, die je nach Bedarf ergänzt und erweitert werden können. Somit können die Kunden flexibel auf den Markt reagieren.
Zum Kreis der Abnehmer zählen nicht nur große, sondern auch kleine Firmen, wo sich der Inhaber noch direkt mit dem Produktionsprozess befasst. Speziell für kleinere Betriebe und Laboreinrichtungen wurde beispielsweise eine Dosiermaschine entwickelt. In der Praxis kontaktieren die Kunden Awema mit einer bestimmten Idee oder einfach mit dem Wunsch, ein neues Produkt lancieren zu wollen. Das Unternehmen entwickelt dann eine maßgeschneiderte Lösung. Dazu verfügt es unter anderem über ein eigenes professionelles Labor, wo entsprechende Versuche und Tests durchgeführt werden können.
Bei Investitionen spielt in Zeiten von Wirtschaftlichkeit und Kosten-einsparung auch die Lebensdauer der Produktionsanlagen eine Rolle. Die Systeme von Awema sind sehr lang-lebig, weil die Qualität sehr hoch ist. Selbst 20-jährige Maschinen funktionieren noch einwandfrei, und selbst für diese gibt es immer noch einen Support. Dies ist nur möglich, weil alle Anlagen im eigenen Werk in der Schweiz entwickelt und produziert werden.
Das Bekenntnis zum Standort Schweiz gehört zur Philosophie des Unternehmens. Damit ist es möglich, den hohen Qualitätsstandard zu halten. Ein eigenes CNC-Center mit einem großen Maschinenpark leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Die intelligenten Computersysteme basieren auf „Realtime“ und sind viel weniger anfällig für Störungen als der Marktdurchschnitt.
Bei der Produktion von Nahrungsmitteln wie etwa Süßwaren hat die Hygiene einen besonders hohen Stellenwert. Die Systeme von Awema produzieren sehr sauber und verfügen unter anderem über eine spezielle Software, die den Gießprozess sehr präzise steuert.
Ein weiteres wichtiges Thema ist das Bedienpersonal der Anlagen. Dieses wird immer internationaler, so dass es oft zu Verständigungsproblemen kommt. Awema ist es daher wichtig, die Bediener „mit der Technik mitzunehmen“, das Handling einfach und verständlich zu gestalten und auch die Chancen aufzuzeigen, die mit der Technologie verbunden sind.
Eine Herausforderung für die Zukunft sind die Länder, bei denen Schokolade nicht zu den traditionellen Süßigkeiten gehört. Dort ist es besonders wichtig, nur solche Pro-dukte zu lancieren, die regional überzeugen. Eine moderne Produktionstechnik ist einer der Schlüsselfaktoren nicht nur für eine wirtschaftliche Produktion, sondern auch für geschmacklich, optisch und haptisch überzeugende Produkte.